wer wir sind und was wir machen
Der notruf ist eine Beratungsstelle...
... für Betroffene sexualisierter Gewalt ab 16 Jahren, in der diese in geschützter Umgebung, selbstbestimmt, in der jeweils angemessenen Weise über das Erfahrene sprechen und Fragen, z.B. zu strafrechtlichen oder therapeutischen Sachverhalten, im gemeinsamen Gespräch klären können. Das Beratungsangebot gilt völlig unabhängig davon, ob die erfahrene Gewalt physisch oder psychisch, persönlich oder digital, gerade eben oder bereits vor längerer Zeit, geschehen ist. Unser Beratungsangebot ist kostenfrei, mit zeitnaher Terminvergabe und kann auch von Angehörigen oder Freund:innen der Betroffenen in Anspruch genommen werden.
Sina von Hafe
M.Sc. Psychologin
Sprachen: Deutsch, Englisch
Hanna Boesche
Dipl. Psychologin
Sprachen: Deutsch, Englisch
Eva Luna Hartmann
M.Sc. Klinische Psychologin
Sprachen: Deutsch, Englisch
Pia Junge-Wentrup
M.Sc. Klinische Psychologin
Sprachen: Deutsch, Englisch
Svenja Pauline Habermann
Personalreferentin
Verwaltung & Öffentlichkeitsarbeit
Sprachen: Deutsch, Englisch
Der notruf...
... kooperiert und vernetzt sich mit anderen Einrichtungen und Institutionen der Stadt Bremen, die ebenfalls mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt zu tun haben, und steht im Austausch mit benachbarten Berufsgruppen. Unser Ziel ist es die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen stetig zu stärken und zu verbessern.
... entwickelt (Präventions-)Projekte, mit denen, auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Mitteln, auf diverse Aspekte sexualisierter Gewalt aufmerksam gemacht und für diese sensibilisiert wird. Unser Anliegen ist es, diesen schwierigen Themenkomplex auf vielfältige und öffentlichkeitswirksame Weise in der gesellschaftspolitischen Diskussion zu halten.
... bietet Fortbildungen und Fachvorträge/Seminare/Workshops für Fachkräfte, Multiplikator:innen und Bildungseinrichtungen sowie für alle Interessierten zu gewünschten Aspekten des Themas der sexualisierten Gewalt an. Auch können Fachkräfte jeglicher Berufsgruppen bei Bedarf Supervision bei uns in Anspruch nehmen.
Der Fachbeirat
Wann immer in der Beratungsarbeit Fragen auftauchen, die juristische, medizinische oder auch kriminaltechnische Details betreffen, kann sich das Team der Beratungsstelle an den Fachbeirat des Vereins wenden.
Durch die vorhandenen fachspezifischen Kompetenzen können sich die Mitarbeiterinnen informell fortbilden. So kann ein umfassendes Beratungsangebot zugunsten der Klient:innen gewährleistet werden.
- Ellen Best, Richterin, Vizepräsidentin des Amtsgerichtes Bremen
- Dr. Annette Beushausen, niedergelassene Gynäkologin
- Prof. Dr. Lorenz Böllinger, Jurist, Dipl.-Psych., Psychoanalytiker
- Birgit Burkert, Rechtsanwältin und Nebenklagevertreterin
- Helena Erdmann, analytische Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Kunsttherapeutin
- Katrin Griesbach, Gynäkologin
- Dr. Hans Haack, Nervenarzt, Psychoanalytiker, ehemaliger Leiter der Klinik für Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik
- Cornelia Kornek, Dipl.-Psych., Psychoanalytikerin
- Prof. Dr. Elfriede Löchel, Dipl.-Psych., Psychoanalytikerin, Universität Bremen, International Psychoanalytic University Berlin
- Charlotte Neubert, Staatsanwältin, Staatsanwaltschaft Bremen
- Sarah Stockhausen, Rechtsmedizinerin
- Dr. Angela Stoklosinski, DNA-Analytikerin, Polizei Bremen
Die Geschichte der Beratungsstelle „notruf“
1980 gründete sich in Bremen aus der autonomen Frauenbewegung heraus eine „Notrufgruppe“, die zunächst den Grundstein für die Gründung des Vereins „Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen e.V.“ im Jahr 1983 bildete. 1985 konnte der Verein dann mit finanzieller Förderung der Stadt Bremen das bis dahin auf ehrenamtlicher Basis getragene Beratungsangebot für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen professionalisieren und die Beratungsstelle notruf eröffnen. Seit 1995 steht die Beratungsstelle allen Menschen ab 16 Jahren, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, offen.
Der Auslöser für die Gründung der Notrufgruppe 1980 war von politischer Natur: Ein gut gemeintes Flugblatt der Polizei, das den Titel „Frauen bei Nacht, gebt Acht!“ trug, löste in feministischen Kreisen Empörung aus. Nicht die Männer, so lautete die Kritik, würden für sexuelle Übergriffe zur Verantwortung gezogen, sondern diese werde wieder einmal auf die Frauen abgewälzt. Die Stimmung bzgl. sexualisierter Gewalt, und der Umgang mit dieser, war damals noch anders: Vergewaltigung in der Ehe zum Beispiel ist erst seit 1997 strafbar.
Bis dahin war sie noch straffrei. Den Mitgliedern der Notrufgruppe ging es zum einen darum, die individuelle und gesellschaftliche Bedeutung sexualisierter Gewalt in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Zum anderen sollten Frauen und Mädchen, die von sexualisierter Gewalt betroffen waren, Unterstützung erfahren.
Ein Notruf-Telefon, das 24 Stunden besetzt war, wurde geschaltet und es wurde Frauen die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen angeboten. Bei diesen Gesprächen waren die ehrenamtlich tätigen Notruf-Frauen mit psychischen Reaktionen konfrontiert, auf die sie zunächst nicht vorbereitet waren. Zum Beispiel hatten ausgerechnet Betroffene mit intensiven Schuldgefühlen zu kämpfen. Die Notruf-Frauen erkannten bald, dass ein professionelleres Verständnis der psychischen Vorgänge notwendig war. Mitte der 80er Jahre wurde der Arbeitsansatz weiterentwickelt: Es zeigte sich, dass betroffene Frauen vor allem eine fachlich gut qualifizierte Beratung mit psychotraumatologischem Fachwissen brauchten und weniger ein Notruf-Telefon, dass 24 Stunden täglich erreichbar war.
Auf der Grundlage eines psychoanalytischen Verständnisses sexueller Gewalterfahrungen wurde das Konzept professionalisiert. Selbsterfahrung und Weiterbildung der Beraterinnen einerseits, Fallsupervisionen andererseits wurden zum festen Bestandteil des Beratungskonzeptes. Dieses gilt bis heute. Mit finanzieller Förderung durch die Senatorische Behörde für Gesundheit konnte 1985 die Psychologische Beratungsstelle etabliert werden. Seitdem finden hier Betroffene von sexualisierten Missbrauchs- und Gewalterfahrungen fachlich qualifizierte Hilfe. Mitte der 90er Jahre wurde ein Fachbeirat eingerichtet.
Seit 1995 ist die Beratungsstelle für alle Menschen geöffnet. Zunächst wurde auf eine Veränderung des Namens der Beratungsstelle aufgrund ihres Bekanntheitsgrades verzichtet. Seit 2015 schlägt sich die Offenheit der Beratungsstelle für alle Geschlechter in einer Namensänderung nieder: Aus der „Psychologischen Beratungsstelle des Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen e. V.“ wurde „notruf – Psychologische Beratung bei sexueller Gewalt“.